Als ich den Flughafen mit seinem freien Internet dann
verlassen hatte und mich mit dem Bus auf den Weg zum Bahnhof Helsinki machte,
stellte ich fest, dass Helsinki gar nicht mal so sauber ist. Vorsichtig
ausgedrückt. Und so manch ein Helsinkianer könnte auch aus Wanne-Eickel stammen.
Was aber für alles entschädigte, waren die teils sehr schönen, skandinavischen
Holzhäuser mitten in der Stadt und vor allem der Duft nach Nadelwäldern. Kein Scherz, Helsinki riecht nach Wald. Die
Straßen stehen überigens denen im Ruhrgebiet in nichts nach und nach einem Jahr
dürften alle Busse entweder generalüberholt oder entsorgt werden.
Aus den „roundabout 20 minutes“ die der Busfahrer mir in
gebrochenem Englisch als Fahrzeit angegeben hatte, wurden 30 und ich durfte zur
Bahn sputen. Im doch recht modernen Zug angekommen saß ich schräg gegenüber von
Mandy (Name frei gewählt), die komplett in Pink mit ihrer Tochter ebenfalls auf
dem Weg Richtung Norden war. Mandy war scheinbar groß in Helsinki shoppen gewesen
und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Palette Bier bis Seinäjoki auch zu
schaffen. Vielleicht wollte sie einfach nicht so schwer tragen. Als die kleine
Tochter dann eingeschlummert war, klackte und zischte es von rechts dann im
Minutentakt, bevor Mandy dann (gefühlt ebenfalls im Minutentakt) die Toiletten
aufsuchte. Bahnfahren ist also scheinbar überall in Europa gleich.
Nach fast zehn Stunden habe ich es dann geschafft und bin in
Seinäjoki angekommen. Meine zwei ersten Gedanken waren: „Schon recht modern
alles“ und „Hier ist ja mal so gar nichts los“. Beides relativierte sich dann
als ich ins Wohnheim kam: Dort schien zum
einen gestern eine Project X Party stattgefunden zu haben und zum anderen ist
mein Zimmer zwar groß, hat einen Balkon und ein eigenes Bad, jedoch scheint es
auch der historische Teil von Seinäjoki zu sein, so als schönes Andenken an die
80er quasi. Für die antike Ausstattung entschädigt jedoch der Blick vom Balkon
auf den Fluss (der ebenfalls Seinäjoki heißt, weswegen alle hier nur „the river“
sagen).
Meine Tutorin Anna war dann noch so nett mir und drei
anderen Austauschstudenten die wichtigsten Orte in der Stadt zu zeigen. Am Ende
machten wir dann noch bei einem 24 Stunden Supermarkt bzw. einer besseren Tanke
halt, damit ich mir für läppische 3 € nährstoffreiches Wasser kaufen konnte.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, und so folgte das
eigentliche Highlight daraufhin. Annas Vater kam zu dem 24h Supermarkt mit
einem randvollen Auto mit Matrizen, Decken, Kissen usw. Halt all das, was auf
unseren Zimmern so fehlte. Damit aber nicht genug, so fuhren wir daraufhin zu
sechst (!) in dem vollen Auto samt Kindersitz an der Polizeiwache vorbei zu
McDonalds. Dabei erzählte Papa Anna in Seelenruhe von Verwandten die er nicht
kennt in Deutschland, der finnischen Kultur und der Geschichte Seinäjokis.
Alles in sehr gutem Englisch. Zu guter Letzt für er uns (immer noch zu sechst) zurück
ins Wohnheim, wo er sich dann Richtung Sauna verabschiedete. Wenn nur 10% der Finnen
so sind wie er, freue ich mich riesig auf die nächsten Tage und Wochen.