Nachdem Luisa nun traurigerweise weg ist, werde ich den Blog
wieder fortführen. Zehn richtig schöne Tage an denen wir uns meistens super
verstanden haben (kleinere Zickereien gehören ja auch dazu, dauerten aber nie
mehr als ein paar Minuten) liegen nun hinter uns und es ist ehrlich gesagt ein
komisches Gefühl nun wieder alleine hier in meinem Zimmer zu sein. Bevor es nun
aber zu sentimental wird, mache ich mit meinem Blog weiter.
All das was wir in den zehn Tagen erlebt haben heute Abend
zu schreiben, würde mich wohl eine Nachtschicht kosten und ich hätte morgen dann
auch nichts mehr zu erzählen. Von daher schreibe ich jeden Tag das wozu ich
Lust habe und „arbeite“ so die vergangenen Tage ab.
Luisa kam vor gut anderthalb Wochen an einem Mittwochabend
hier in Seinäjoki an. Der erste volle Tag hier ist dann auch relativ schnell
erzählt: Nachdem wir in der ersten Nacht versucht hatten auf zwei dünnen Matratzen
auf dem Boden zu schlafen (die finnischen Betten bestehen aus einem bereits
gefedertem Bett und einer ca. 7cm dicken zusätzlichen Matratze, von denen ich
mir eine Zweite von einem Kommilitonen besorgt hatte) und nach wenigen Stunden
in mein 80cm Bett umgezogen sind, machten wir uns nach dem ich fertig
gearbeitet hatte auf in Richtung Jysk, einer Art dänisches Bettlager. Bei
Google Maps sah das auch alles ganz einfach aus, in der realen Welt stellten
sich die Wege dann aber doch als deutlich länger heraus. Das alles bei knapp
über Null Grad und ohne auch nur den Ansatz von Sonne.
Nachdem wir uns eine
Luftmatratze, ein neues Kissen und einen Bettbezug gekauft hatten, ging es dann
noch zu Lidl und um uns für die Strapazen zu belohnen haben wir dort ein
nachgemachtes Ben&Jerrys gekauft. Luisa und ich teilen die Liebe für dieses
Eis bereits seit frühen Zeiten in Enschede und wir haben in den Tagen danach den
Lidl öfters mal aufgesucht um unsere Sucht zu stillen. Am Abend musste ich dann
„nur noch“ Luisa beibringen, dass ich am nächsten Tag erst spät von der Arbeit
wieder zurückkomme. Naja, „Arbeit“ ist in diesem Zusammenhang nicht ganz
richtig, vielmehr stand das jährliche Krebsessen an und wer mich kennt weiß das
Meeresgetier und mein Magen schon immer auf Kriegsfuß stehen. Mama behauptet da
zwar was anderes, aber bis heute fehlen mir dafür die Beweise. Der Ort des
Events war immerhin schon einmal ziemlich cool: Eine kleine Brauerei direkt am
Seinäjoki Fluß. Das Bier dieser Brauerei wurde vor kurzem sogar als das Beste
Bier Finnlands ausgezeichnet und es war wirklich richtig lecker. Was mich
hingegen ein wenig skeptisch machte war das Tischgedeck, welches aus einem
Pinnchen, drei Tellern, einem Erfrischungstuch und einem Skalpell bestand.
Schneller als mir lieb war wurde es dann Ernst und die Krebse kamen auf den
Tisch. Es wurde mit 15 Krebsen pro Person geplant, einem Schnitt den ich mit
meinen zwei gegessenen Krebsen ziemlich kaputt gemacht habe. Aber immerhin habe
ich es versucht und bin dank des vielen Brotes nachher auch richtig satt gewesen.
Schnell habe ich dann auch gelernt, dass beim Krebsessen, das Krebsessen nicht
wirklich im Vordergrund steht. Nun kommt das Pinnchen ins Spiel, dabei gibt es
zwei einfache Regeln: 1. Nicht umgedrehte Pinnchen werden immer wieder neu
aufgefüllt und 2. bevor man trinkt wird ein finnisches oder schwedisches
Trinklied gemeinsam und lautstark gesungen. Und immerhin bei einem konnte ich
dann auch mitsingen: Ett Kräftkalas.
Ett kräftkalas, ett kräftkalas,
det är kalas med fulla glas.
Men finns det bara tomma glas,
så är det inget kräftkalas.
Ett kräftkalas, ett kräftkalas,
det är kalas med fulla glas.
det är kalas med fulla glas.
Men finns det bara tomma glas,
så är det inget kräftkalas.
Ett kräftkalas, ett kräftkalas,
det är kalas med fulla glas.
Das ich dieses Lied konnte hatte einen einfachen Grund: Es
singt sich auf die Melodie von Oh Tannenbaum. Es handelt überigens tatsächlich
vom Krebsessen und gibt dabei vor, dass das Glas immer voll sein muss. Danach
habe ich dann den Finnen noch Oh Tannenbaum auf Deutsch beigebracht und einige
Schnäpschen später bin ich Ett Kräftkalas singend zurück zu meiner Wohnung gelaufen.
Das soll es dann auch für heute gewesen sein. Morgen spiele ich zum ersten Mal seitdem ich hier bin Fußball, mal sehen was das so gibt.
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